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Kriegsende und Besatzungszeit in Sindelfingen

In dieser Sequenz berichtet Hanne Lore Reinert (Jg. 1933) über den Einmarsch der französischen Truppen am 21. April 1945, die anschließende Besatzungszeit und den Wechsel zur amerikanischen Besatzung am 7. Juli 1945.
Wie damals allgemein üblich, bezeichnet sie die Angehörigen der aus den Kolonien in Nordafrika stammenden französischen Hilfstruppen als „Marokkaner“. Diese waren bei der Bevölkerung besonders gefürchtet. Mit dem Hinweis, ihre Mutter und die ältere Schwester hätten sich als alte Frauen verkleidet, umschreibt sie die Angst vor sexuellen Übergriffen, die auch für Sindelfingen belegt sind.

Und dann aber ab 44 sind wir fast jede Nacht in den Bunker, in einen öffentlichen Luftschutzbunker gegangen. So nannte man das. Den hat die Stadt gegraben und natürlich gegen Ende des Krieges sind wir – als der Krieg vorbei war und man hörte, die Franzosen sollen einmarschieren, hat meine Mutter, um uns Kinder sehr gebangt und sie war schließlich auch noch eine junge Frau. Meine älteste Schwester und meine Mutter, die haben sich wie alte Frauen gekleidet und wir haben in einem benachbarten Luftschutzkeller Lebensmittel und Kleidung und alles rein, weil man wusste ja nicht, wie weit die Franzosen gehen. Und die Franzosen haben auch tatsächlich am Anfang sehr geplündert. Und es war ein Marokkaner Trupp, der durch die Stadt zog und nach 3 Tagen wieder wegzog und also es war schon schlimm und dann aber im Juli 45 sind die abgezogen. Und die Amerikaner kamen nun mit denen haben wir eigentlich ganz wenig zu tun gehabt, aber die haben in Sindelfingen nicht geplündert, die haben Villen und schöne Häuser beschlagnahmt und die Leute mussten binnen eines Tages raus, so quasi wie die Flüchtlinge und dann haben die Amerikaner dort gelebt und haben auch gefeiert und gehaust und also so schön war das auch nicht.