Belastend war natürlich alles, aber, denen ist es allen in den letzten Wochen und Monaten in ihrer Heimat so schlecht gegangen, dass sie nur einen Wunsch hatten, raus.
Gell, die waren ja alle inzwischen im Lager, ihre Häuser waren weg und es gab ja immer Übergriffe, und als sie in den Zug gesetzt wurden in diese offenen Wägen, Da haben sie auf der Strecke – das habe ich nicht erlebt, das hat man mir nur erzählt – da haben sie alle Armbinden, die die Deutschen tragen mussten, aus dem Zug raus geworfen.
Das war übersät hier nur aus Dankbarkeit, dass sie fort mussten. Und wie sie dann im Lager ankamen, da haben sie das angenommen.
Ich war ja nicht die ganze Zeit dort, aber da lagen überall Pritschen. Erst mit Stroh drunter, ist ja klar, da standen Kisten dazwischen, da weinten Kinder, da stand der Kinderwagen und immer wieder kam ein neuer dazu. Und da war die Freude immer so groß, dass man wieder beieinander war, dass wir im Grunde genommen an früher gar nicht mehr so denken konnten.
Jetzt ging das schon, wie wird es uns denn weiter gehen? Und dann machten wir uns Essen, es war ja gesorgt dafür. Sehen Sie, zum Beispiel Pfingstsonntag. Da hat meine Mutter aus dem kargen Flüchtlingsgepäck ein paar Kartoffeln rausgeholt und das sind mal im Wald gegangen. Ich weiß nicht mehr, hat sie einen Spirituskocher gehabt oder haben wir ein Feuerchen gemacht, haben uns die Kartoffeln gebraten, bisschen Salz drauf, es war ein herrliches Pfingstmahl. Und wir waren zusammen, da war eben das ganze Wir-haben-uns-wieder!
Die medizinische Versorgung war gut, da waren die Leonberger Ärzte da. Nein, wir sind gut versorgt worden, es gab ja auch in Leonberg einen Flüchtlingskommissar und die haben das ja alles überprüft. Und dann haben die Leute immer Ausflüge gemacht in die Umgebung, haben sich erkundigt. Ja, wo werden wir denn landen?